Unsere Drillings-Schwangerschaft
So, die drei Fehlversuche (siehe hier) waren genug. Nun holen wir uns professionelle Hilfe.
Durch das Internet und die Empfehlung von Freunden sind auf das Kinderwunschcentrum in Pasing gestoßen.
Dort wurden wir beide erstmal gründlich durchgecheckt - und im Endeffekt konnten die auch keine medizinischen Gründe für die drei Fehlversuche feststellen.
Scheinbar hatten wir einfach "Pech".
Aber um auf Nummer sicher zu gehen haben sie eine leichte Hormonstiumlation empfohlen sowie eine Unterstützung zu Beginn einer Schwangerschaft durch Progesteron.
Das hat auch im zweiten Zyklus angeschlagen:
Es wurden zwei reife Eizellen gesehen (wir hofften schon, dass es Zwillinge werden) und der Eisprung ausgelöst.
Der Rest geschah dann außerhalb der Räume des Kiwuc und geht keinen was an :-)
Die ersten 12 Wochen waren wir regelmäßig dort zur weiteren Kontrolle.
Schon in der 6. SSW war zu sehen, dass es sich um zwei befruchtete Eizellen handelt. Toll!
Zwillinge. Wenn das klappt, dann haben wir mit einer Schwangerschaft (die bei uns ja bisher nicht gerade einfach waren) gleich zwei Kinder!
Zwei Wochen später, Andi war gottseidank bei dem Termin dabei, dann der Schock: Herzaktivität bei 1, Herzaktivität bei 2 - und nochmal Herzaktivität! Wir erwarten Drillinge!
Ganz ehrlich: das war erstmal ein riesen Schreck! Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.
Wie soll das gehen!? Zwei Hände, drei Kinder. Was einem da alles an Gedanken durch den Kopf geht!
Wir haben uns im Internet etwas eingelesen, Gedanken ausgetauscht. Und so ca. 24 Stunden später hatten wir uns wieder weitgehend gefangen.
Wir konnten uns freuen und auch schon über uns lachen.
In der 9. SSW dann der Schreck: wieder Blutungen!
Wir sind gleich ins Krankenhaus. Es ist auch etwas Gewebe abgegangen.
Aber die Ärztin hat immerhin zwei aktive Herzchen gesehen.
Um nicht doch noch weiteren Schaden anzurichten hat sie dann aber auch nicht genau weiter geschaut.
Eine Woche später hatten wir dann einen Termin bei einer Spezialistin - und sie sieht nach wie vor drei Herzchen schlagen!
Was auch immer passiert ist, aber es stand auch die Vermutung im Raum, dass es mal vier(!) waren - auch wenn das nicht mehr nachgewiesen werden kann.
Die Schwangerschaft hat sich dann soweit gut entwickelt.
Es war recht deutlich zu sehen, dass es sich um dreieiige Drillinge handelt.
Und wir haben uns immer mehr mit dem Gedanken an drei kleine Babys angefreundet - zumal die ersten 12 Wochen gut überstanden waren.
Wir haben überlegt, wie wir das alles stemmen können. Ein Umzug wird gottseidank nicht nötig, aber ein neues Auto muss her. Und natürlich Hilfe im Haushalt und und und. Ob Zwillinge oder Drillinge macht schon einen gewalitgen Unterschied.
Ab der 20. SSW ist aufgefallen, dass "Nr. 3" (wie wir zu dieser Zeit der Schwangerschaft zu Dominik sagten) kleiner ist als die anderen beiden und offenbar langsamer wächst.
Ist bei Drillingen ja oft so. Aber da unsere Frauenärztin mit Drillingen kaum Erfahrung hat, sind wir auch noch zu einer Spezialistin gegangen.
Konkretes konnte sie auch nicht sagen, ausser dass man das weiter beobachten sollte.
Wir haben uns dann zeitig eine Klinik ausgesucht, um auch dort die weiteren Voruntersuchungen machen zu lassen.
Aufgrund der Erfahrung mit Mehrlings- und Frühgeburten (die ja zu erwarten sind) haben wir uns für das Klinikum Großhadern entschieden.
Dort haben wir uns auch sehr gut aufgehoben gefühlt, und wir wurden in alle Entscheidungen eingebunden und nicht zu irgend etwas gegen unseren Willen überredet.
Es ist wirklich sehr angenehm und auch wichtig, dass man mit seinen Gedanken und Einschätzungen wahrgenommen und akzeptiert wird - und nicht einfach den "Göttern in Weiß" ausgeliefert ist.
Wir waren anfangs alle 2 Wochen in der Klinik zur Untersuchung - aber "Nr. 3" hat immer etwas Sorgen gemacht.
Eine Fruchtwasseruntersuchung hatten wir abgelehnt - zum Einen wegen des Risikos, zum Anderen (und noch viel wichtiger): was macht man bei einer bestätigten Chromosomenstörung?
Da ein paar Softmarker (wie das reduzierte Wachstum, eine kleine Anomalie am Herzen) auf eine Chromosomenstörung hinwies, haben wir uns auch damit beschäftigt.
Aber man kann nicht wissen, wie sich ein Kind damit entwickeln wird. Und ein Kind deswegen vor der Geburt töten? Das wäre nichts für uns! (Doch diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.)
Als bei der Doppler-Untersuchung zu sehen war, dass die Versorgung von "Nr. 3" schlechter wurde, mussten wir jede Woche in die Klinik.
Und die Ärzte haben uns auch sehr deutlich darauf hingewiesen, dass es sein kann, dass "Nr. 3" es nicht schafft.
Auch hier haben sich die Ärzte viel Zeit für uns genommen und uns genau informiert. Nochmals Danke!
Da die Versorgung schlechter wurde, wurden wir in der 26. SSW quasi vor die Wahl gestellt, jetzt alle 3 zu holen oder weiter abzuwarten - was mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit
dazu führen könnte, dass wir nur zwei lebende Kinder bekommen.
Das Kleine hatte noch nicht mal 500 Gramm, die beiden großen jeweils ca. 800 Gramm.
Man weiß nicht, was wir den beiden großen damit alles angetan hätten - aber für das Kleine hätten die Ärzte vielleicht garnichts tun können, weil es evtl. sogar noch zu klein für die Instrumente gewesen wäre.
Es war für uns eine Gefühlsentscheidung: es ist einfach noch zu früh, die drei zu holen! So sehr wollen wir sie nicht quälen.
Wir haben uns dann auch noch genauer mit dem Thema Frühgeborene auseinandergesetzt.
Und wir sind froh, dass wir uns bei Zeiten damit beschäftigen konnten.
Wir können nur sagen: wenn das wirklich unvorbereitet auf einen hereinbricht, kann das wirklich sehr hart sein.
Bei der Untersuchung in der 28. SSW haben wir uns dann auch einmal die Neugeborenen-Intensivstation angeschaut.
Wir haben dort auch ein Baby mit ca. 1.000 Gramm gesehen - also so groß wie unsere Großen gerade waren.
So winzig, und die vielen Schläuche! Und dann der Gedanke, dass unser Kleines nur fast halb so groß ist!
Ob oder was auch immer es damit zu tun hatte: 3 Tage später kam Doris mit einer halbseitigen Gesichtslähmung ins Krankenhaus.
Da wurde erstmal alles mögliche untersucht und ausgeschlossen. Wir waren froh, dort schon einige Leute zu kennen, das hat es für uns einfacher gemacht.
Auch die drei Babys wurden nochmal gecheckt - alles (im bisherigen Rahmen) in Ordnung.
Aber Doris haben sie doch erstmal stationär aufgenommen, um die Gesichtslähmung zu behandeln.
Und im Nachhinein war das auch sehr gut so.
Jetzt also jeden Tag CTG für die Kleinen.
Am Dritten Tag in der Klinik taten sich die Hebammen (die alle wirklich sehr nett und fürsorglich waren!) schwer mit dem CTG für alle Drei.
Nach einigen Versuchen hat dann doch der Arzt mittels Ultraschall nachgeschaut - und hat bei "Nr. 3" keine Herzaktivität mehr festgestellt.
Dominik Felix ist am 16.12.2008 verstorben - noch vor seiner Geburt.
Auch wenn wir vorher wussten, dass das passieren kann, war das doch sehr schwer für uns.
Vielleicht wäre Dominik als behindertes Kind auf die Welt gekommen, vielleicht auch gesund.
Aber sicher hätte er die erste Zeit lange auf der Intensivstation gelegen und einige Operationen über sich ergehen lassen müssen.
Und sicher hätte er danach ganz besonders viel Aufmerksamkeit und Zeit benötigt.
Vielleicht ist es so einfacher für uns, wir werden ja trotzdem noch zwei Babys zu versorgen haben.
Zwei Babys, auf die wir uns so sehr freuen!
Aber eben auch ein Baby, dessen Verlust wir so sehr betrauern!
Wir kämpften uns weiter durch. An sich konnten wir dank der beiden "Großen" voller Freude und Erwartung nach vorne schauen.
Doch die Trauer hat sich zwischendurch immer mal wieder gemeldet.
Und das ist auch in Ordnung und wichtig so.
Wir wollten die Trauer nicht verstecken, sondern sie annehmen und bewusst erleben.