Rund um die Geburt
und die Zeit im Krankenhaus
Vor der Geburt
Die Wochen nach dem Tod von Dominik verliefen dann eigentlich ganz gut.Seit Mitte Dezember war Doris im Krankenhaus (Klinikum Großhadern) und wurde immer runder, die Gesichtslähmung wurde allmählich auch etwas besser.
Doris fühlte sich dort einfach sicher und wohler, wenn regelmäßig nach den beiden Babys geschaut wurde.
Und über Weihnachten sowie das ein oder andere Wochenende durfte sie auch nach Hause.

Wir waren sehr froh, dass wir ein Etappenziel nach dem anderen erreicht haben: erst 20009, dann die 35. SSW....
Nun war Ende Januar und Doris wollte dann doch nochmal aus der Klinik nach Hause. Nachdem sie von den Ärzten bisher schon mehrfach dazu ermuntert wurde, dürfte das ja kein Problem sein. Und da die letzten Wochen so gut gelaufen sind, dachten wir, wir hätten noch 1-2 Wochen.
Doch dann stieg ihr Blutdruck und der Entlassungstermin wurde dreimal verschoben.
Geburtstag
Eigentlich wollten wir an diesem Dienstag, den 3. Februar (SSW 35 + 4), Doris nochmal nach Hause bringen. Doch dann waren die Blutwerte nicht ganz so gut und es wurde entschieden, dass sie vor der Geburt wohl nicht mehr heimkommt.Schade, aber dann besucht Andi sie heute Abend halt nur.
Doch nur eine Stunde nach dem Telefonat hat Doris Andi wieder angerufen: er soll doch schon eher kommen.
Wegen einer sich abzeichnenden Gestose ging es dann nämlich doch ganz schnell und es wurde entschieden, die Kinder gleich zu holen - und keine 2 Stunden später waren sie da.
Glücklicherweise konnte sich Andi gleich von der Arbeit auf den Weg ins Klinikum machen und konnte so bei der OP an Doris Seite sein.
Wir Eltern waren sehr nervös - und es ist unbeschreiblich, was in uns vorging, als wir den ersten zaghaften Schrei unserer Tochter hörten! Die Anspannung, die sich in den letzten Jahren, Monaten, Wochen und zuletzt Stunden immer mehr zugespitzt hatte, fiel von uns ab.
Gleich darauf wurde unser Sohn geholt und auch er hat zwar leise, aber deutlich hörbar losgequäkt.
Die beiden Kinder wurden uns nur ganz kurz gezeigt und dann sofort zu den Kinderärzten gebracht. Aber uns wurde sehr bald gesagt, dass es den beiden soweit gut geht und sie jeweils knapp 2 kg haben.
Nach der OP durfte Andi dann auch gleich zu den beiden Kleinen (auf Namen hatten wir uns noch nicht endgültig festgelegt, aber wir hatten eine Enge Auswahl und wollten unsere Kinder erst sehen, bevor wir uns entscheiden). Und als Doris aus dem OP kam, wurden die Kleinen in ihren Brutkästen an ihr vorbeigeschoben und sie konnte kurz Hallo zu Ihnen sagen und sie streicheln.
Für unsere Kinder hieß es dann erstmal ab auf die Intensivstation.
Stefanie (1.980 Gramm, 45 cm) brauchte noch etwas Unterstützung bei der Atmung.
Bei Sebastian (1.860 Gramm, 47 cm) schien soweit alles in Ordnung zu sein.


Andi konnte auch in der Nacht noch zu den beiden und sie in ihren Brutkästen anschauen.
Da wir uns im Vorfeld schon recht intensiv mit dem Thema Frühgeborene beschäftigt hatten waren die Schläuche kein all zu großer Schock.
Aber diese winzig kleinen Menschen!
Sebastian war wach und hat seine Äuglein weit aufgerissen und hat schon versucht, seine Arme zu kontrollieren.
Und als Stefanie sich aufgebäumt hat, konnte er seine Hand auf ihren Kopf legen und sie hat sich sofort beruhigt.
Was für ein herrliches Gefühl!
Doris blieb erst noch im Kreißsaal und wurde dort nicht zuletzt wegen der Gestose überwacht. Erst 6 Stunden nach dem Kaiserschnitt stand fest, dass sie die Nacht nicht auf der Intensivstation verbringen muss.
In der Zeit haben wir versucht, die Erfahrung zu verarbeiten - aber so schnell geht das nicht. Man versucht zwar seit Monaten, sich auf diesen Augenblick vorzubereiten - aber darauf kann man sich einfach nicht vorbereiten. Es ist einfach zu überwältigend!
Da wir gebeten hatten, auch unser drittes Kind zu sehen, hatten wir nun auch dazu Gelegenheit. Und wir müssen sagen, das wurde dort ganz toll gemacht. Der Körper von Dominik wurde zu uns gebracht, es wurde noch so manches erklärt - und dann wurden wir mit ihm alleine gelassen, um in Ruhe Abschied zu nehmen.
Dann haben wir auch noch eine wunderschöne Karte mit seinen Fußabdrücken bekommen.

Auch wenn das alles das Gefühlschaos in uns noch mehr aufgewirbelt hat, sind wir doch sehr froh, dass wir uns dafür entschieden haben, Dominik zu sehen.
Die Tage nach der Geburt
Doris war am ersten Tag nach der Geburt noch sehr geschafft, hat sich aber dann Stück für Stück gut erholt.Auch das mit dem Milch abpumpen lief allmählich an, und schon bald wurde auch mal ein Kind gestillt.
Es ist beeindruckend, wie sehr sich die Kinder innerhalb des ersten Tages verändern. Man sieht ihnen regelrecht an, wie sie mehr und mehr ankommen:
Stefanie brauchte schon am nächsten Tag keine Hilfe mehr beim atmen - und durfte auch schon vom Brutkasten in ein Wärmebett umziehen.
Sebastian blieb noch ein paar Tage im Brutkasten - aber in erster Linie um ihn vor dem Treiben am Nachbarbettchen Ruhe zu gönnen. Da die Portionen größer wurden, hat er dann auch noch etwas Hilfe bei der Nahrungsaufnahme bekommen.
Wir wurden durch die Schwestern schön behutsam an die Pflege unsere Babys herangeführt - doch da sie noch auf der Intensivstation lagen, waren die beiden noch kein Full-Time Job für uns - das hat schon auch Vorteile.



Andi durfte schon am zweiten bzw. dritten Tag mit seinen Kindern kuscheln. Ein wirklich schönes Erlebnis, so da zu liegen und so ein kleines Wesen auf dem Oberkörper liegen zu haben. Viel bewegen soll man sich nicht, und die Kinder auch nicht viel streicheln, das würde sie nur unnötigem Streß aussetzen. So liegt man da, legt die Hände um sein Kind und kann, ja muss reglrecht entspannen und genießen. Und die ersten kleinen Spuck-Flecken auf dem T-Shirt haben witzigerweise auch noch Stolz gemacht. Wir sind schon komisch....
Für unseren Dominik hat Frau Sommerauer (die Seelsorgerin der Klinik, die uns in den vorangegangenen Wochen schon einige Male besucht hat) noch eine Segnung vorgenommen. Das war schön und sehr bewegend.
Die Beerdigung fand dann am 9. März statt - nochmals vielen Dank an Frau Sommerauer!
Da die Münchner Abendzeitung gerade einen Bericht über Mehrlinge brachte, waren Bilder von Stefanie und Sebastian schon vier Tage nach Ihrer Geburt in der Zeitung.
Acht Tage nach der Geburt sah soweit alles gut aus, von den Ärzten und Schwestern hatten wir gehört, dass sie mit unseren Kindern ganz zufrieden sind. Und Doris sollte am Abend zwei Stunden aus der Klinik dürfen, so dass wir uns nochmal einen schönen Abend zu zweit machen können.
Doch dann wollte uns der Kinderarzt noch sprechen: Stefanie geht es gut, sie kann schon in wenigen Tagen die Intensivstation verlassen. Aber bei Sebastian wurde eine Zyste im Gehirn festgestellt. Ob bzw. welche Auswirkungen das haben wird, kann man noch nicht sagen, aber es könnte die motorische Steuerung eines Beines beeinträchtigen. Doch man muss erstmal abwarten und sehen, wie sich das entwickelt.
Wir hatten eine sehr glückliche und unbeschwerte Woche - doch diese Nachricht hat uns erstmal ziemlich heruntergezogen.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen hätten wir das nicht auch noch gebraucht.
Der gemeinsame Abend zu Zweit war bitter nötig - auch wenn wir ihn uns ganz anders vorgestellt hatten.
Doch da wir im Moment eh nichts machen können und nicht wissen, ob es überhaupt ein Problem wird, haben wir uns nach 1-2 Tagen wieder deutlich erholt.
Zwar hatte Stefanie dann doch noch einen Alarm an ihrem Monitor ausgelöst und so verschob sich ihr Verlassen der Station. Doch Sebastian durfte nach anderthalb Wochen das erste Mal für ein paar Stunden in Doris Zimmer - so ganz ohne Monitor. Einfach schön zu sehen, wie das Leben dieser kleinen Menschen vorangeht.
Sebastian durfte wenige Tage später schon die Nächte in Doris Zimmer verbringen.
Es war sicher nicht verkehrt, dass es zum Eingewöhnen erst nur ein Kind war.
Stefanie folgte zwei Tage später.
Am nächsten Tag, dem 19. Februar, durften dann alle drei schon nach Hause!
Gut zwei Wochen nach der Geburt - und gut zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

Stefanie brachte es auf 2.140 Gramm, Sebastian auf 2.090.
Und Doris war heilfroh, endlich aus der Klinik nach Hause zu kommen. Schließlich war sie (abgesehen von drei kleinen Heimaturlauben) über 9 Wochen im Krankenhaus.